Letzten Samstag lud mich eine Freundin ein, sie mit ihrem Hund auf einem Spaziergang um den Grunewaldsee, dem größten Hundeauslaufgebiet Europas, zu begleiten. Ich bin grundsätzlich etwas ängstlich, was Vierbeiner anbelangt, aber dieser hier, Willy, ein Labrador mit braunem, seidig glänzendem Fell, war freundlich und von geradezu kindlichem Gemüt. Er begrüßte mich bellend mit wedelndem Schwanz und brachte mir an diesem Nachmittag eine Lektion in Sachen Achtsamkeit bei.
Schon auf dem Weg zum See entdeckte Willy im Matsch einen alten durchnässten Tennisball, den er offensichtlich interessanter fand als die vielen Artgenossen, die rund um den See von ihren Herrchen ausgeführt wurden oder frei herumliefen. Während andere Hunde hauptsächlich miteinander beschäftigt waren, tollte Willy mit dem Ball herum. Meine Freundin warf den Ball und Willy apportierte ihn, ohne auf etwas anderes zu achten. Und während ich so den Hund beobachtete, wie er mit dem Ball zwischen den Zähnen spielte, wie er sich an seinem Dasein, an seiner (Leinen-)Freiheit erfreute, ging mir ein Zitat von Marcel Proust durch den Kopf, das ich irgendwo aufgeschnappt hatte:
„Die wirkliche Entdeckungsreise beginnt nicht mit dem Besuch neuer Orte, sondern damit, vertraute Landschaften mit neuen Augen zu sehen.“
In diesem Moment begann ich, meine Umgebung anders wahrzunehmen, so, als sähe ich alles zum ersten Mal.
Einfach mal die Perspektive wechseln
Ich sah das erste Grün an den Bäumen, hörte das Atmen des Hundes, lauschte dem Konzert der Vögel und erlebte einen kostbaren Moment der vollkommenen Zufriedenheit. Dank meinem Lehrmeister in Achtsamkeit hatte ich für mich mitten im Alltag eine „stille Ecke“ entdeckt. Welch ein unerwartetes Geschenk!
Als wir die zweieinhalb Kilometer um den See nach etwa einer Dreiviertelstunde zurückgelegt hatten und wieder am Auto waren, ließ Willy sein neues Spielzeug einfach fallen und sprang willig in den Kofferraum. Zu dritt fuhren wir nach Hause.
S-Bahn-Station Grunewald, U3 Hüttenweg
Am See gibt es einen Imbiss, einkehren kann man auch im gediegenen Ambiente des
Forsthauses Paulsborn
Hüttenweg 90
Am Grunewaldsee
14193 Berlin
dienstags bis sonntags ab 12 Uhr.
20. April 2013 um 15:13
Erinnere mich gut an unseren Ausflug an den Grunewaldsee. Was mir im Kopf geblieben ist: Hundekacke. Die lag auf dem Weg und hing überall in Beutelchen an der Wegbegrenzung. Einer hatte sogar ein überaus sinnliches Gedicht über die Stinkbomben in Plastiktüten verfasst. Leider weiß ich den Text nicht mehr, aber eine Zeile ist hängengeblieben: „Hängt manch‘ Idiot es an den Zaun.“
21. April 2013 um 10:54
Hallo, Katja, danke für deine Rückmeldung. Von den Ausscheidungen war am Samstagnachmittag nichts zu sehen. Lag es vielleicht am Regenguss am Morgen zuvor? Hier für alle Interessierten noch ein Link auf deinen Artikel zum Langen See mit schönen Fotos: http://frischeberliner.wordpress.com/2013/04/20/am-langen-see.