Der Frühling ist da und damit ist es Zeit, das Fahrrad vom Winterrost zu befreien, frisch zu ölen und damit fahrbereit zu machen. Ich gehöre zu den vielen, begeisterten Fahrradfahrern, die man in ganz Berlin radeln sieht, sobald das Thermometer eine zweistellige Zahl anzeigt oder zumindest in die Plusgrade geht.
Damit möchte ich kurz die Geschichte zu meinem Drahtesel erzählen, der übrigens das Coverbild unseres Blogs ziert. Das Fahrrad habe ich nicht, wie üblich, auf dem Flohmarkt, beim Händler oder von Freunden gekauft. Vielmehr habe ich es vor dem „Ausschlachten“ bewahrt. Ich fand es nämlich in einem Fahrradschuppen eines Studentenwohnheims, in dem mehrere alte, ausrangierte Räder gesammelt wurden. An diesem Fahrrad fehlte das Hinterrad und andere Teile waren locker und rostig. Nun ja, auf den ersten Blick war es ein Schrotthaufen. Beim zweiten Hinsehen jedoch erkannte ich ein schönes altes, moosgrünes Hollandrad mit Singlespeed und Rücktritt, das sich mit viel Liebe wieder zu einem komfortablen Gefährt aufbauen lassen würde. Und das tat ich auch: Ich nahm das schrottreife Etwas, bestellte Hinterrad, Lampe und andere fehlende Ersatzteile, baute einen bequemen Sattel und ergonomische Lenkradgriffe an und nach kurzer Zeit hatte ich ein Fahrrad, dass wie neu aussah – sogar der Lack war noch in einem fast makellosen Zustand.
Kurz danach zog ich nach Potsdam (2008), etwas später nach Berlin (2009). Seitdem ist das Fahrrad mein täglicher Begleiter. (Fast) egal wohin es ging – ob zur Uni, Arbeit oder quer durch Berlin – ich fuhr meistens ausschließlich mit dem Rad. Strecken, die zu meinem Alltag gehörten, verliefen zum Beispiel durch das schöne Babelsberg in Potsdam, durch Berlin-Charlottenburg und von Charlottenburg nach Berlin-Mitte. Weite Touren bieten natürlich meist verschiedene Wegmöglichkeiten, womit ich als Fahrradfahrer immer eine neue Seite der Stadt kennenlerne, die man mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht sieht. Einer der für mich schönsten Fahrradwege führt durch den Tiergarten. Wenn ich in Charlottenburg Richtung Mitte starte, fahre ich zunächst auf der Straße des 17. Juni auf die Siegessäule zu. Danach beginnt der Weg im großen Park des Tiergartens. Vom Frühling bis Herbst fühlt es sich besonders am Morgen so an, als würde man in eine grüne Oasenlandschaft eintauchen. Rundherum befindet sich eine fantastische Wald- und Wiesenlandschaft, die vom Trubel nebenan (durch den Tiergarten führt die stark befahrene Straße des 17. Juni) Abstand nimmt und mich jedes Mal für einen Moment tief entspannen lässt.
Das ist aber noch nicht alles: Berlin hat noch viele andere wundervolle Radwege, die oft vom Grün gesäumt sind. Entlang der Spree habe ich bisher viele schöne Wege mit ruhigen Ecken für kleine Pausen entdeckt; oder auch der Königsweg Richtung Wannsee, der parallel zur Avus verläuft, bietet sich hervorragend zum Biken, Skaten oder Laufen an. Wer über prunkvolle Villen staunen mag, dem sei die Strecke im Grunewald ans Herz gelegt, die vom endenden Kurfürstendamm hin zur Königsallee und schließlich in den Grunewald führt.
Insgesamt habe ich seit 2008 mit meinem aufgepäppelten und immer noch heiß geliebten, eingängigen Hollandrad (das im Herbst neue Reifen bekommen hat) knapp 5000 Kilometer zurückgelegt. So, und nun wird aufgesattelt und hinausgeradelt ins gerade grün werdende Berlin!
29. April 2013 um 22:04
Eine schöne Geschichte zu deinem täglichen Begleiter. So ein Fahrrad kann man auch wirklich lieben lernen. Ich habe meines vor einigen Tagen auch aus dem Keller geholt und von Grund auf bis in die letzte Ecke gereinigt und frühlingstauglich gemacht. In Berlin braucht man auch kein Auto. Mit dem Fahrrad unterwegs zu sein und schöne Wege und Ecken zu erkunden finde ich viel schöner. Jetzt kann der Frühling und bald vor allem der Sommer wirklich kommen.
30. April 2013 um 08:44
Hallo Carlo, vielen Dank für Deinen Kommentar. Es ist tatsächlich viel angenehmer, mit dem Rad durch Berlin zu radeln. So sieht man auch viel mehr.
Wenn Du magst, kannst Du uns gern Deine Lieblingsstrecke in Berlin mitteilen. Entweder hier mit einem Kommentar oder auf unserer facebook-Seite.
Carolin