Als ich letzte Woche im Kino war, fühlte ich mich unversehens an einen meiner Lieblingsorte in Berlin erinnert. James Bond rang in „Skyfall“ gerade in einem gläsernen Hochhaus mit seinem asiatischen Widersacher. Laut Drehbuch spielte das Geschehen in Shanghai. Ich hätte aber wetten können, dass es sich in Wahrheit um das Sony Center am Potsdamer Platz handelte. Wie ich später herausfand, lag ich damit falsch. Tatsächlich wurde die Szene in den Londoner Pinewood-Studios gedreht. Dennoch versetzte mich dieses „Aha“-Erlebnis in gute Stimmung, zumindest einen Moment lang, denn das Sony Center gehört zu meinen Sehnsuchtsorten.
Schwingen aus Glas und Stahl
Ich mag diese Stadt in der Stadt, die künstlich-schwüle Atmosphäre unter dem gläsernen Baldachin, die mich an die Gewächshäuser im Botanischen Garten in Dahlem erinnert. Wenn ich dort bin, bade ich im gleißend hellen Tageslicht und beobachte die Menge aus bunt gekleideten Touristen mit Fotoapparaten und Angestellten in dunklen Business-Uniformen. Am liebsten mache ich das von der Bibliothek der Deutschen Kinemathek im so genannten Filmhaus aus, fünf Stockwerke über der Erde. Über mir nur die Schwingen des Daches mit ihrer Haut aus Glas und ihren Knochen aus Stahl und darüber der Himmel. Durch die Glasfront wirken die Menschen unten ganz klein.
Arbeiten und Innehalten
Von draußen dringt kein Geräusch. Nur manchmal hört man das Brummen der Kopierer aus den Nischen hinter den Arbeitstischen. In diese wenig bekannte Bibliothek verirren sich sonst nur Studenten der Filmwissenschaften oder andere, die beruflich mit Film und Fernsehen zu tun haben. Hier finden sich hunderte von Regalmetern mit Filmliteratur. Diesen Ort gibt es schon so lange wie das Sony Center, also seit dem Jahr 2000. Ich entdeckte ihn 2003 bei meinen Recherchen für ein Buch über Hollywood in den 30er und 40er Jahren. Später kehrte ich immer wieder hierher zurück. Für mich ist dies nicht nur ein Platz, um konzentriert zu arbeiten, sondern einfach auch, um innezuhalten.
Daran musste ich denken im Kino, während die Musik an- und abschwoll und 007 weiter kämpfte. In diesem Augenblick war ich ganz bei mir, und ich muss sagen, es war einer der schönsten Momente in einem ansonsten ziemlich enttäuschenden Film.
Adresse: Filmhaus 5. OG, Potsdamer Platz, 10785 Berlin
Öffentliche Verkehrsmittel:
Bus: Varian-Fry-Str. (Berlin): 200, N2, M48, M85, Potsdamer Platz Bhf (Berlin) (S+U): M41, M48, Potsdamer Platz Bhf/Voßstr. (Berlin) (S): M41, M85, Kulturforum (Berlin): N2, M48, M85, Philharmonie (Berlin): 200, M41,
S-Bahn: Potsdamer Platz Bhf (Berlin) (S+U): S1, S2, S25,
U-Bahn: Potsdamer Platz Bhf (Berlin) (S+U): U2
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr.: 14.00 – 18 Uhr, Do: 16.00 bis 20.00 Uhr, Sa-Mo. geschlossen
11. Dezember 2012 um 10:36
Mei, des is jetzt wahrscheinlich zu banal, aber mir fällt dazu als erstes ein: Wer im Glashaus sitz, soll nicht mit „?“ werfen. Also werfe ich mit Flauschebällchen in Eurem schönen Blog herum, damit ja nix kaputt geht. Flauschi, flauschi, flauschi hierhin und dorthin und drummherum, bis alles schön eingeflauscht ist. Und flausch, äh, tschüss, bis demnächst.
11. Dezember 2012 um 19:16
Lieber Oliver, danke für die Bällchen. Bleib uns weiter gewogen!
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